Publikation

Malerei und Grafik (Faltblatt 2021)

In Karsten Richters Malerei und Grafik erfahren wir, ähnlich seinen fotografischen Arbeiten, spannungsreiche Kompositionen. Dem unmittelbaren Lebensraum entnimmt er zumeist seine Motive und Themen – es sind vornehmlich Landschaften, die er treffsicher mit charakteristischen Linien, Schwüngen und Formen erfasst. Dabei findet und entwickelt er vielfältige Varianten und Ausdrucksmöglichkeiten der Linie, aber auch der Form – sie prägen den Charakter einer Landschaft, gelegentlich eines Kopfes, in eigenwilliger und sehr persönlicher Weise. Aktuell sind es klare und reduzierte Formen, die in ihrer Verschiedenartigkeit und teils in farbigen Beschränkungen zur Harmonie des Bildganzen geführt werden. Anspruchsvolle Farbkombinationen erwachsen daraus, die meist sehr dynamisch wirken und die Lebendigkeit einer Landschaft bei Wind, Wetter und zeitlichen Veränderungen erlebbar machen.

Hat Karsten Richter, abgesehen von stetig wiederkehrenden organischen, ja surreal anmutenden Formspielen, eine optimale Darstellungsform, eine treffende Umsetzung erarbeitet, sucht er, ohne sich groß aufzuhalten, mit diesen Erkenntnissen im Gepäck nach neuen Wegen, nach anderen Formulierungen, nach neuen Um- und Übersetzungen. So sind bei Betrachtung der Arbeiten aus verschiedenen Jahren auch unterschiedliche Schaffensphasen deutlich ablesbar. Meist sind dadurch Zyklen oder Bildreihen entstanden, die die Suche nach einer perfekten Bildsprache nachempfindbar machen und uns den Schaffensprozess verdeutlichen. Dabei trägt jede Arbeit, jede Serie, schon wieder den Keim für neue Bilder in sich.

Die aktuellen Arbeiten sind keinesfalls das Ende des Schaffens- und Findungsprozesses, oder schon der künstlerische Höhepunkt – das bleibt offen und regt uns an, Karsten Richter erneut zu besuchen.

Andreas Frister im Juli 2021

Fotografie (Faltblatt 2021)

Karsten Richter fotografiert, mit dem Blick des Malers, keine Sensationen oder touristischen Brennpunkte – er nutzt Kamera und Objektiv, um subjektiv erlebte Momente im Bild festzuhalten, die Vergängliches, Spannungsvolles und doch Alltägliches bewahren und in unseren Fokus rücken. So werden wir auf Elemente des Seins in unserer unmittelbaren Umgebung aufmerksam gemacht, die wir im alltäglichen Rhythmus der Pflichten und Gewohnheiten oft nicht in ihrer Ästhetik wahrnehmen – und deren Mitteilungen an uns nicht registrieren, weil uns Gründe, welcher Art auch immer, keine Zeit zum Sehen lassen. Wer sich jedoch sensibel auf diese Momentaufnahmen einlässt, wird erkennen, dass das Leben voll mit sehens- und beachtenswerten Botschaften ist, die unseren Alltag so vielfältig und besonders oder, anders gesagt, reich machen. Die Bereitschaft, bewusst zu sehen, interessante Variationen und Kombinationen aus Farbe, Form und Licht wahrzunehmen und zu erfassen, auf visuell vielfältige Angebote zu reagieren, muss jeder selbst in sich aktivieren. Besondere Reize gehen dabei auch von jahres- oder tageszeitlichen Einflüssen aus, da Licht sich stets ändert und sich kein Augenblick wiederholt.

Ebenso in Malerei und Grafik unterwegs, gibt Karsten Richter mit seinen Fotografien eine hilfreiche Orientierung. Dabei geht es ihm nicht um perfekt bearbeitete Fotos oder um Effekte der digitalen Dunkelkammer – seine spannungsvollen Stillleben beispielsweise sind unkompliziert, seine Aufnahmen außer Haus nicht gestellt, sondern unterwegs entdeckt durch die wachen Sinne des Bildners. Klarheit und minimalistische Züge kennzeichnen seine Motive. Dabei ringt er in der Fotografie um ein nachvollziehbares Verhältnis von Abstraktion und Wirklichkeit. Erfahrungen in der Bildgestaltung sind wesentlich, um das Angebot der Realität zu einer Komposition mit Aussage zu führen. Karsten Richter verfügt über diese Kenntnisse und Fähigkeiten.

Mit seinen Arbeiten will er nicht belehren – ihm geht es um ein bewusstes Sehen und Erleben, um ein Hinsehen und Wahrnehmen, um zu eigenen Erkenntnissen zu kommen, die das Leben interessanter und eben reicher machen. Das macht Freude.

Andreas Frister im Juli 2021